Naher Osten und Nordafrika (MENA)
Die Region Naher Osten und Nordafrika (MENA) bleibt eine der komplexesten und volatilsten weltweit. Auch wenn es im Berichtszeitraum durchaus positive Entwicklungen gab, wurden diese weitgehend von besorgniserregenden Trends und insbesondere vom Konflikt zwischen Israel und Hamas überlagert. Dieser brachte ein noch nie dagewesenes Ausmaß an Gewalt und eine breitere regionale Destabilisierung mit sich.
Derzeit lassen sich mehrere zentrale Entwicklungen erkennen, die sich naturgemäß nicht auf alle Länder der MENA-Region und die angrenzenden, mehrheitlich muslimischen Staaten Türkei, Pakistan und Afghanistan gleichermaßen übertragen lassen.
Staatliche Gesten gegenüber religiösen Minderheiten
Auch wenn es in mehrheitlich muslimischen Staaten grundsätzlich keine umfassende Religionsfreiheit gibt, erkennen zumindest manche im zunehmenden Maße an, dass religiöser Pluralismus für das gesellschaftliche Gefüge unabdingbar bleibt. Vor allem islamische Monarchien wie Jordanien und Marokko haben eine lange Tradition des interreligiösen Dialogs und rufen immer wieder zu mehr Besonnenheit auf.
Seit einigen Jahren haben sich ihnen andere Staaten mit islamischer Bevölkerungsmehrheit in der Region angeschlossen und verfolgen eine tolerante Religionspolitik. Besonders die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) zeigen sich offen gegenüber Juden und Christen. Ein Beispiel ist die Eröffnung des Abrahamic Family House in Abu Dhabi im Jahr 2023. In dem multireligiösen Zentrum mit Kirche, Synagoge und Moschee konnte die jüdische Gemeinschaft der VAE im April 2023 das Pessachfest feiern.[1] Im Februar 2024 weihte Indiens Premierminister Narendra Modi zudem den ersten Hindu-Tempel Abu Dhabis ein.[2]
Auch in Marokko wurden vergleichbare Maßnahmen ergriffen, die ein Entgegenkommen gegenüber der jüdischen Gemeinschaft signalisierten. So wurde im November 2022 an der Polytechnischen Universität Mohammed VI in Marrakesch die erste Campus-Synagoge der arabischen Welt eingeweiht – direkt neben einer neu erbauten Campus-Moschee, mit einer gemeinsamen Mauer als Symbol religiöser Einheit.[3] Allerdings waren weder zur Zeit der Eröffnung jüdische Studierende eingeschrieben, noch im Juli 2025. Wenige Monate nach der Einweihung erkannte Israel die Annexion der Westsahara durch Marokko an. Schon 2020 hatte die erste Trump-Administration die Annexion bestätigt, um Verhandlungen über die Normalisierung der Beziehungen zwischen Marokko und Israel zu erleichtern.[4]
Im Februar 2023 nahmen Oman und der Heilige Stuhl volle diplomatische Beziehungen auf.[5] In Bahrain stiftete der König der Orthodoxen Kirche ein Grundstück und stattete Papst Franziskus nach dessen Reise in das Land einen Gegenbesuch ab.[6]
Diese Schritte sind zweifellos positiv zu bewerten, tragen sie doch dazu bei, tief verwurzelte Vorbehalte gegenüber Nichtmuslimen abzubauen. Zugleich sind sie meist mit politischen Absichten verbunden: Die betreffenden Staaten wollen sich international als tolerant präsentieren, während sie im Innern häufig repressiv agieren und keine umfassende Religionsfreiheit gewähren.
Politischer Islam
Eine Umfrage von Arab Barometer aus dem Jahr 2023 zeigte, dass sich in den meisten Ländern sowohl junge als auch ältere Bürger klar dafür aussprachen, der Religion im politischen Leben mehr Gewicht zu verleihen.[7]
Dies spiegelte sich auch im Wahlverhalten wider. So erzielte der politische Arm der Muslimbruderschaft bei den Parlamentswahlen in Jordanien im September 2024 große Erfolge. Mit 31 von 138 Sitzen wurde die islamistische Partei zur stärksten Fraktion im Parlament und erreichte ihr bestes Ergebnis seit 35 Jahren. Im April 2025 jedoch verboten die jordanischen Behörden die Muslimbruderschaft mit dem Vorwurf, sie habe Gewalttaten geplant. Der politische Arm durfte zwar weiter bestehen, allerdings wurden die Büros der Organisation durchsucht.[8]
Noch weitreichender – sowohl innenpolitisch als auch in internationaler Hinsicht – war die Machtübernahme in Syrien durch die islamistische Miliz Hayat Tahrir al-Sham (HTS) Ende 2024. Anfang 2025 wurde ihr Anführer Ahmed al-Scharaa zum Präsidenten der „Übergangsperiode“ ernannt. Damit folgte er auf Langzeitherrscher Baschar al-Assad, der durch eine Blitzoffensive der Rebellen gestürzt wurde – ein Ende der jahrzehntelangen Herrschaft der alawitischen Minderheit. Präsident al-Scharaa ist der Gründer der al-Nusra-Front. Der al-Qaida-Ableger[9] ist für Dutzende von Angriffen auf Zivilisten, darunter Massaker an Christen[10] und Drusen, verantwortlich. Ungeachtet jüngster Äußerungen zugunsten der Religionsfreiheit hatte al-Scharaa (ehemals al-Dschaulani) in einem Interview aus dem Jahr 2014 erklärt, dass es sein Ziel sei, „Syrien nach islamischem Recht regiert zu sehen und dass es keinen Platz für die alawitischen, schiitischen, drusischen und christlichen Minderheiten im Land“ gebe.[11]
Welche Auswirkungen die Machtübernahme der HTS auf die Religionsfreiheit in Syrien haben wird, ist bislang unklar. Einige westliche Staaten betrachten die neuen Machthaber inzwischen als legitime Ansprechpartner. Die britische Regierung stuft Hay’at Tahrir al-Sham hingegen lediglich als „anderen Namen für al-Nusra“ ein und listet die HTS als Teil von al-Qaida und damit als verbotene Terrororganisation.[12] Auch der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen führt HTS als al-Qaida-Ableger und Terrororganisation.[13] Gleichwohl wurde Übergangspräsident al-Scharaa Anfang Mai 2025 von Präsident Emmanuel Macron in Paris empfangen; US-Präsident Donald Trump traf ihn im Mai in Saudi-Arabien. Im Juli 2025 strich die US-Regierung HTS von ihrer Terrorliste.[14]
Sowohl Macron als auch Trump fordern eine inklusive Politik gegenüber Minderheiten, und die Aufnahme eines christlichen und eines drusischen Mitglieds in die Übergangsregierung ist ein positives Signal. Die syrische Regierung sicherte christlichen Führungspersönlichkeiten zudem zu, die Rechte von Minderheiten zu achten. Dennoch erklärten Kirchenvertreter im Juli 2025, sie könnten Präsident al-Scharaa weder für den Schutz ihrer eigenen Gemeinschaft noch für die Drusen vertrauen[15], und die HTS bleibt ideologisch klar im Lager des radikalen Islamismus.
Vor diesem Hintergrund ist das Massaker an Hunderten Angehörigen der alawitischen Gemeinschaft im März 2025, von dem auch Christen betroffen waren, besonders erschütternd.[16] Ende April kam es zudem zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Drusen und regierungstreuen Truppen, bei denen fast hundert Menschen ums Leben kamen.[17]
Angesichts der sunnitischen Bevölkerungsmehrheit in Syrien kann nicht davon ausgegangen werden, dass nach der auf fünf Jahre angesetzten Übergangszeit eine säkulare Regierung gebildet wird. Im Gegenteil deuten die bisherigen Änderungen der Übergangsverfassung auf eine stärkere Islamisierung von Politik und öffentlichem Leben hin. Dazu gehört auch eine Erklärung vom März 2025, wonach der Präsident Muslim sein muss und die islamische Rechtsprechung die Hauptquelle der Gesetzgebung bildet.[18]
Islamisierung
In mehreren Teilen der Region lässt sich eine zunehmende Islamisierung des öffentlichen Lebens beobachten – oft mit dem Ziel, Zustimmung in der Bevölkerung zu sichern und die eigene politische Legitimität zu stärken. Ein Beispiel hierfür bildet Libyen: Hier ist die in Tripolis ansässige Government of National Unity (Regierung der nationalen Einheit, GNU) international anerkannt, obwohl sie nur etwa ein Drittel des Nordens des Landes und kein Gebiet im Süden kontrolliert. Der Innenminister der GNU kündigte im November 2024 an, die „Sittenpolizei“ wieder einsetzen zu wollen. Zudem erklärte er, Frauen dürften das Haus künftig nicht mehr ohne islamisches Kopftuch verlassen und auch nicht ohne männliche Begleitung reisen.[19]
Im selben Monat weitete das irakische Parlament das Alkoholverbot auf Hotels und soziale Einrichtungen aus und führte das Land damit einen Schritt näher an eine vollständige Prohibition heran.[20] Im kurdisch kontrollierten Norden – in dessen Hauptstadt Erbil viele Christen und Jesiden leben – wird das Verbot weitgehend ignoriert.[21] Für Minderheiten wie Christen und Jesiden ist der Verkauf von Alkohol von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung.
Ein ähnlicher Trend zeigt sich in der Türkei. Dort wurde 2024 die im 4. Jahrhundert errichtete Erlöserkirche in Chora offiziell als Moschee eingeweiht. Das staatliche ÇEDES-Projekt strebte zudem die Einsetzung von Imamen als „geistliche Berater“ an Schulen ein, was allerdings auf heftigen Widerstand stieß[22]: Der Generalsekretär der Lehrergewerkschaft bezeichnete das Vorhaben als reaktionär und erklärte, Lehrkräfte würden Kinder nicht zu den von der Regierung geplanten Unterichtsstunden bringen.[23]
Wiedererstarken des islamistischen Terrorismus
Wenngleich der dschihadistische Terrorismus in der Region nicht mehr die Dimensionen erreicht wie 2014, als der DAESH große Gebiete unter seine Kontrolle brachte, ist die Gewalt seit 2023 wieder deutlich angestiegen – insbesondere in Syrien.
Im Januar 2025 berichtete das Institute for the Study of War von einem Wiedererstarken des DAESH in Syrien. Veränderungen in der internationalen Terrorismusbekämpfung hätten dort Sicherheitslücken geschaffen[24], die den schrittweisen Wiederaufbau seiner Strukturen im Zentrum des Landes ermöglichten.[25]
Zugleich hat sich der dschihadistische Terrorismus auf neue Schauplätze ausgedehnt. Im Juli 2024 wurden bei einem bislang beispiellosen Angriff auf eine schiitische Moschee in Omans Hauptstadt Maskat sechs Menschen – darunter ein Polizist – getötet und 28 verletzt. Der Anschlag war der erste in der Geschichte des Landes, der von DAESH für sich reklamiert wurde.[26]
In Pakistan gehört die Terrororganisation DAESH-Khorasan zu einer Vielzahl von Gruppen, die das Land destabilisieren.[27] Sie greift häufig Zivilisten und religiöse Minderheiten an, insbesondere schiitische Muslime und rivalisierende sunnitische Gruppierungen wie die Taliban. Als die Taliban ihr Vorgehen gegen DAESH-Khorasan in Afghanistan intensivierten, zogen viele Kämpfer nach Pakistan um, wo sie Netzwerke in städtischen und ländlichen Gebieten aufbauten. Dies führte zu einem deutlichen Anstieg der Gewalt mit immer raffinierteren Angriffen auf religiöse Minderheiten.[28] In Afghanistan selbst wurde die Religionsfreiheit seit der Rückkehr der Taliban an die Macht 2021 praktisch ausgemerzt. Religiöse Minderheiten wie Sufis und schiitische Muslime werden nicht nur massiv diskriminiert, sondern von den Machthabern auch nicht vor DAESH-Khorasan geschützt.
Konflikt im Heiligen Land
Der Israel-Hamas-Krieg hat ein bisher beispielloses Ausmaß an Gewalt entfaltet. Der Terroranschlag der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 war das größte Massaker an Juden seit dem Zweiten Weltkrieg. Die militärische Reaktion Israels hat weite Teile des Gazastreifens unbewohnbar gemacht; die Zahl der Todesopfer lag im Juli 2025 bei über 60.000, noch mehr Menschen wurden verletzt oder hungern.[29] Ein historischer Präzedenzfall ist auch die Tötung von rund 400 humanitären Helfern und 1.300 Medizinern[30], mit der Israel klar gegen die Genfer Konventionen verstößt, deren Vertragsstaat das Land ist. Die Moscheen und Kirchengebäude im Gazastreifen sind stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Anklagebehörde des Internationalen Strafgerichtshofs wirft beiden Seiten Kriegsverbrechen vor.[31]
In Israel selbst haben der Krieg (sowie die rechtsgerichtete Koalition unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu) die Kluft zwischen jüdischer und arabischer Bevölkerung weiter vertieft. Ein Beispiel dafür war der demonstrative Besuchs des Tempelbergs in Jerusalem durch den Minister für nationale Sicherheit der Regierung, Itamar Ben-Gvir, der Zusammenstöße zwischen Muslimen und israelischen Sicherheitskräften zur Folge hatte. Der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde Mahmud Abbas wiederum erklärte in einer Rede vor den Vereinten Nationen in New York, der jüdische Tempel habe nie in Jerusalem gestanden.[32]
Christen in Israel erfuhren im Berichtszeitraum ein noch nie dagewesenes Ausmaß an Gewalt und Verachtung: Fanatische Juden nehmen sowohl christliche Einrichtungen als auch führende Persönlichkeiten ins Visier. Der kriegsbedingte Einbruch des religiösen Tourismus schwächt die wirtschaftliche Lage der Christen im Heiligen Land zusätzlich.
Der Krieg zwischen Israel und der Hamas hat eine Welle des Antisemitismus in der Region ausgelöst. Im Oktober 2023 erschoss ein ägyptischer Polizist in Alexandria zwei israelische Touristen. Zudem gewinnt der Dschihadismus, der sich die Sache der Palästinenser gegen Israel zu eigen gemacht hat, neuen Zulauf.
Die Annäherung arabischer Staaten wie Saudi-Arabien an Israel wurde durch den Gaza-Krieg zumindest vorübergehend unterbrochen. Auch der Konflikt zwischen Iran und Israel hat sich verschärft – bis hin zur direkten Konfrontation der beiden Staaten.
Geopolitische Verschiebungen zum Nachteil der Schiiten
Das regionale Machtgefüge hat sich deutlich zulasten des schiitischen Islam verschoben. Besonders augenfällig wird dies in Syrien mit dem Aufstieg der islamistischen sunnitischen HTS und dem Sturz von Präsident Assad, der der alawitischen Minderheit, einer Abspaltung des schiitischen Islam, angehörte. Sowohl in Syrien als auch im benachbarten Libanon wurde die schiitische Miliz Hisbollah durch israelische Luftschläge stark geschwächt. Der entscheidende Schlag gelang mit der Tötung ihres charismatischen Anführers Hassan Nasrallah in Beirut. Im Irak kündigten mächtige, von Iran unterstützte Milizen erstmals an, eine Entwaffnung in Betracht zu ziehen, um eine Eskalation mit der Trump-Regierung zu vermeiden.[33] Der Machtwechsel in Syrien und die Schwächung der Hisbollah im Libanon haben den regionalen Einfluss des schiitischen Iran massiv beschnitten. Das Regime reagierte darauf mit verstärkter Repression im eigenen Land. Neben Frauen, die das obligatorische Kopftuch verweigern, geraten auch religiöse Minderheiten wie Sunniten, Bahai und vom Islam konvertierte Christen ins Visier. Bemerkenswert ist, dass die Zahl der Christen im Iran sich in den vergangenen zehn Jahren entgegen dem regionalen Trend auf über eine Million mehr als verdoppelt hat.[34][35]
Verschlechterung der sozioökonomischen Lebensbedingungen
Nach Angaben des Welternährungsprogramms erlebte die MENA-Region zuletzt „ein beispielloses Ausmaß an Krisen, mit Millionen Menschen, die zwischen unaufhörlichen Konflikten, politischen Umbrüchen, erschütternden Flüchtlingskrisen und einer sich vertiefenden wirtschaftlichen Abwärtsspirale zerrieben werden.“[36] Die Länder des Maghreb haben gegenüber Migranten aus Subsahara-Afrika, die nach Europa gelangen wollen, einen zunehmend harten Kurs eingeschlagen. In Tunesien etwa wurden Behelfsunterkünfte niedergebrannt; 10.000 Menschen wurden durch dieses Vorgehen obdachlos.[37] Hohe Lebensmittelpreise verschärfen die Lage zusätzlich. Die Inflation erreichte Ende 2024 in Gaza über 250 % und in Syrien 79 %.[38] Ein Zeichen der wirtschaftlichen Hoffnung war jedoch die Aufhebung der US-Sanktionen gegen Syrien durch Präsident Trump im Mai 2025.[39] Auch das Vereinigte Königreich und die Europäische Union haben die gegen das Land verhängten Sanktionen gelockert bzw. aufgehoben, wie es die Kirchen vor Ort seit Jahren gefordert haben.[40]
Trotz optimistischer Prognosen kämpft der Irak mit den Folgen sinkender Ölpreise. Im Mai 2025 warnte der Internationale Währungsfonds, dass die Einnahmeverluste die Verwundbarkeit des Landes weiter verstärken.[41] Hinzu kamen Angriffe auf Ölfelder im kurdischen Norden durch, wie es der dortige Regionalpremier formulierte, „kriminelle Milizen auf der Gehaltsliste der irakischen Regierung“, die 70 % der regionalen Ölproduktion lahmlegten.[42] Da der Staatshaushalt des Irak stark von den Öleinnahmen abhängt, gefährden diese Entwicklungen die ohnehin fragile Wirtschaft. Schwerwiegende soziale und politische Folgen drohen – darunter eine beschleunigte Auswanderung von Christen und anderen religiösen Minderheiten.
Fazit
Die MENA-Region hat sich erneut als hochgradig instabil erwiesen – politisch, wirtschaftlich und sicherheitspolitisch. Die Zahl der Konflikte hat sich seit den 1990er-Jahren mehr als verdoppelt, der Anteil der Region an den weltweiten Todesopfern versechsfachte sich.[43] Hauptursache dafür ist die Eskalation des Israel-Hamas-Konflikts. Die sozioökonomischen Bedingungen zeigen kaum Anzeichen einer Besserung – im Gegenteil: Sie haben sich verschlechtert, wodurch religiöse Minderheiten stärker gefährdet sind denn je. Ein ermutigendes Zeichen war die Wahl von General Joseph Aoun im Januar 2025 zum Präsidenten des Libanon – und damit das Ende einer mehr als zweijährigen Vakanz. Der Schritt wurde weithin als Beitrag zur Wiederherstellung institutioneller Stabilität gewertet.[44]
Auch in Bezug auf die Religionsfreiheit gab es einige positive Entwicklungen, etwa den Vorschlag für ein neues Personenstandsgesetz für Christen in Ägypten.[45] Die Einweihung des Abrahamic Family House in Abu Dhabi, das auf die Vision von Papst Franziskus zurückgeht, hat ebenfalls gezeigt, dass Religionsfreiheit in einem stabilen islamischen Land möglich und in den gemeinsamen Werten der abrahamitischen Religionen verankert ist: dem Recht auf Leben, dem Recht der Eltern, ihren Kindern moralische Werte zu vermitteln, der Komplementarität der Geschlechter sowie dem Schutz heiliger Stätten und der Achtung religiöser Autoritäten. Insgesamt jedoch werden in der Region keine substantiellen Schritte hin zu einer umfassenden Religionsfreiheit für alle ihre Bewohner unternommen.
[1] „Mubarak inaugurate Abrahamic Family House“, Media Office Abu Dhabi, 17. Februar 2023, https://www.mediaoffice.abudhabi/en/tourism/saif-bin-zayed-and-nahyan-bin-mubarak-inaugurate-abudhabi-abrahamic-family-house/, (abgerufen am 6. Dezember 2024).
[2] Rhea Mogul, „India’s Modi inaugurates Abu Dhabi’s first Hindu temple“, CNN, 14. Februar 2024, https://edition.cnn.com/2024/02/14/india/india-modi-uae-hindu-temple-intl-hnk/index.html, (abgerufen am 6. Dezember 2024).
[3] Ash Obel, „Morocco opens first university campus synagogue in Arab world“, The Times of israel, 6. November 2022, https://www.timesofisrael.com/morocco-opens-first-university-campus-synagogue-in-arab-world/, (abgerufen am 27. November 2024).
[4] „Israel recognises Western Sahara as part of Morocco“, Aljazeera, 17. Juli 2023, https://www.aljazeera.com/news/2023/7/17/israel-recognises-western-sahara-as-part-of-morocco (abgerufen am 2. August 2025).
[5] „Vatican establishes diplomatic ties with Oman, widening outreach to Islam“, Reuters, 23. Februar 2023, https://www.reuters.com/world/vatican-establishes-diplomatic-ties-with-oman-widening-outreach-islam-2023-02-23/, (abgerufen am 7. Dezember 2024).
[6] „New Greek Orthodox Church to open in Bahrain“, Bahrain News Agency, 23. Oktober 2024, https://www.bna.bh/en/NewGreekOrthodoxChurchtoopeninBahrain.aspx?cms=q8FmFJgiscL2fwIzON1%2bDmp%2b%2fnm7Db%2bbE6%2fZwckkMkA%3d, (abgerufen am 7. Dezember 2024).
[7] „A New Dawn for Political Islam?“, Arab Barometer, 8. Mai 2023, https://www.arabbarometer.org/2023/05/a-new-dawn-for-political-islam/ (abgerufen am 13. Mai 2025).
[8] Cathrin Schaer, „How dangerous is the Islamist victory in Jordan's elections?“, Deutsche Welle, 17. September 2024, https://www.dw.com/en/does-an-islamist-victory-in-jordans-elections-spell-danger-for-the-region/a-70240899, (abgerufen am 2. März 2025).
[9] „Country reports on terrorism 2015 – al-Nusrah Front“, UNHCR (abgerufen am 2. August 2025).
[10] „Massacre of Christians in Sadad, Syria“, Europäisches Parlament, 2013, https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/P-7-2013-013410_EN.html (abgerufen am 2. August 2025).
[11] „Justification for the invitation of Ahmed al-Sharaa“, Europäisches Parlament, 2025, https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/E-10-2025-001071_EN.html (abgerufen am 2. August 2025).
[12] „Proscribed terrorist groups or organisations“, UK Home Office, aktualisiert am 11. Juli 2025, https://www.gov.uk/government/publications/proscribed-terror-groups-or-organisations--2/proscribed-terrorist-groups-or-organisations-accessible-version (abgerufen am 2. August 2025).
[13] „Sanctions list materials“, UN-Sicherheitsrat, https://main.un.org/securitycouncil/en/sanctions/1267/aq_sanctions_list (abgerufen am 2. August 2025).
[14] „US revokes terrorist designation for Syrian presdient’s former group HTS“. Aljazeera, 7. Juli 2025, https://www.aljazeera.com/news/2025/7/7/us-revokes-terrorist-designation-for-syrian-presidents-former-group-hts (abgerufen am 2. August 2025).
[15] „Syrian Christian leaders say Islamist government can’t protect them or Druze“, Catholic Review, 22. Juli 2025, https://catholicreview.org/syrian-christian-leaders-say-islamist-government-cant-protect-them-or-druze/ (abgerufen am 2. August 2025).
[16] „Fear among Syrian Christians after deadly attacks“, France 24, 10. März 2025, https://web.archive.org/web/20250311114358/https://www.france24.com/en/live-news/20250310-fear-among-syrian-christians-after-deadly-attacks, (abgerufen am 15. Mai 2025).
[17] Bassem Mroue, „What is behind latest clashes in Syria between Druze and pro-government gunmen“, The Times of Israel, 3. Mai 2025, https://www.timesofisrael.com/what-is-behind-latest-clashes-in-syria-between-druze-and-pro-government-gunmen/#:~:text=What%20is%20behind%20latest%20clashes%20in%20Syria%20between%20Druze%20and%20pro%2Dgovernment%20gunmen, (abgerufen am 15. Mai 2025).
[18] „Constitutional declaration of the Syrian Arab Republic“, 13. März 2025, https://constitutionnet.org/sites/default/files/2025-03/2025.03.13%20-%20Constitutional%20declaration%20%28English%29.pdf (abgerufen am 2. August 2025).
[19] „Libya: The “Morality” Police Must Not Be Re-Established“, ICJ, 13. November 2024, https://www.icj.org/libya-the-morality-police-must-not-be-reestablished/, (abgerufen am 11. Februar 2025).
[20] „Iraq extends alcohol ban“, L’Orient Today, 21. November 2024, https://today.lorientlejour.com/article/1436460/iraq-extends-alcohol-ban.html#:~:text=FOCUS-,Iraq%20extends%20alcohol%20ban,-Baghdad%20aligns%20with, (abgerufen am 28. März 2025).
[21] Martin Chulov, „Iraqi customs officials ordered to impose import ban on alcohol“, The Guardian, 6. März 2023, https://www.theguardian.com/world/2023/mar/06/iraq-customs-officials-ordered-impose-import-ban-alcohol#:~:text=In%20the%20country's%20Kurdish%20north,be%20unlikely%20to%20be%20approved. (abgerufen am 4. August 2025).
[22] „Thousands oppose Turkish government’s ÇEDES project aimed at creating ultra-religious, spiteful generation“, Medya News, 17. September 2023, https://medyanews.net/thousands-oppose-turkish-governments-cedes-project-aimed-at-creating-ultra-religious-spiteful-generation/ (abgerufen am 4. August 2025).
[23] „Okullara 'manevi danışman' projesi Ankara'da protesto edildi: Uyarıyoruz!“, Duvar, 15. Juni 2023, https://www.gazeteduvar.com.tr/okullara-manevi-danisman-projesi-ankarada-protesto-edildi-uyariyoruz-haber-1623924 (abgerufen am 21. Januar 2025).
[24] „The Islamic State’s Global Long Game and Resurgence in Syria Poses an Evolved Threat to the West“, The Institute for the study of war, 9. Januar 2025, https://www.understandingwar.org/backgrounder/islamic-state%E2%80%99s-global-long-game-and-resurgence-syria-poses-evolved-threat-west#:~:text=Donate-,THE%20ISLAMIC%20STATE%E2%80%99S%20GLOBAL%20LONG%20GAME%20AND%20RESURGENCE%20IN%20SYRIA%20POSES%20AN%20EVOLVED%20THREAT%20TO%20THE%20WEST,-Jan%209%2C%202025, (abgerufen am 31. März 2025).
[25] „The Islamic State’s Global Long Game and Resurgence in Syria Poses an Evolved Threat to the West“, The Institute for the study of war, 9. Januar 2025, https://www.understandingwar.org/backgrounder/islamic-state%E2%80%99s-global-long-game-and-resurgence-syria-poses-evolved-threat-west#:~:text=Donate-,THE%20ISLAMIC%20STATE%E2%80%99S%20GLOBAL%20LONG%20GAME%20AND%20RESURGENCE%20IN%20SYRIA%20POSES%20AN%20EVOLVED%20THREAT%20TO%20THE%20WEST,-Jan%209%2C%202025, (abgerufen am 31. März 2025).
[26] David Gritten and Jaroslav Lukiv, „Pakistanis and Indian among six killed in Oman attack claimed by IS“, BBC, 16. Juli 2024, https://www.bbc.com/news/articles/cn38vx7g2e5o, (abgerufen am 8. Dezember 2024).
[27] „Terrorist and other militant groups in Pakistan“, US-Kongress, https://www.congress.gov/crs-product/IF11934 (abgerufen am 4. August 2025).
[28] Aamer Raza und Elsa Imdad, „Complex Terrorism Landscape in Pakistan-Afghanistan Region: Afghan Emirate as Counter-Terror Partner“, Center for Research and Security Studies (CRSS), Januar 2025, https://crss.pk/wp-content/uploads/2025/01/COMPLEX_TERROR_LANDSCAPE_IN_PAKAFGHAN_REGION.pdf (abgerufen am 16. März 2025).
[29] Nidal Al-Mughrabi und Emma Farge, „How many Palestinians has Israel’s Gaza offensive killed?“, Reuters, 30. Juli 2025, https://www.reuters.com/world/middle-east/how-many-palestinians-has-israels-gaza-offensive-killed-2025-03-24/ (abgerufen am 2. August 2025).
[30] „Let’s do our jobs – CEOs of major aid groups in Gaza warn aid system is collapsing“, Norwegian Refugee Council, 17. April 2025, https://www.nrc.no/news/2025/april/let-us-do-our-jobs--ceos-of-major-aid-groups-in-gaza-warn-aid-system-is-collapsing (abgerufen am 2. August 2025).
[31] „Situation in the State of Palestine: ICC Pre-Trial Chamber I rejects the State of Israel’s challenges to jurisdiction and issues warrants of arrest for Benjamin Netanyahu and Yoav Gallant“, ICC, 21. November 2024, https://www.icc-cpi.int/news/situation-state-palestine-icc-pre-trial-chamber-i-rejects-state-israels-challenges, (abgerufen am 21. März 2025).
[32] Luke Tress, „Abbas calls on UN to oust Israel at world body’s first ‘Nakba Day’ commemoration“, The Times of Israel, 15. Mai 2023, https://www.timesofisrael.com/abbas-calls-on-un-to-oust-israel-at-world-bodys-first-nakba-day-commemoration/, (abgerufen am 21. März 2025).
[33] Ahmed Rasheed, „Exclusive: Iran-backed militias in Iraq ready to disarm to avert Trump wrath“, Reuters, 8. April 2025, https://www.reuters.com/world/middle-east/iran-backed-militias-iraq-ready-disarm-avert-trump-wrath-2025-04-07/#:~:text=Exclusive%3A%20Iran%2Dbacked,By%20Ahmed%20Rasheed, (abgerufen am 15. Mai 2025).
[34] „Christianity in Iran is growing faster than anywhere else in the world“, Union of Orthodox Journalists, 23. Mai 2025, https://spzh.eu/en/news/86431-report-christianity-in-iran-growing-faster-than-anywhere-else-in-the-world (abgerufen am 2. August 2025).
[35] Lela Gilbert, „Good news from Iran: a million new Christian believers“, Hudson Institute, 15. Juni 2023, https://www.hudson.org/religious-freedom/good-news-iran-million-new-christian-believers-lela-gilbert (abgerufen am 2. August 2025).
[36] WFP 2025 Global Outlook November 2024, https://docs.wfp.org/api/documents/WFP-0000162840/download/?_ga=2.89767259.1971321472.1741023675-1148527003.1741023675, (abgerufen am 13. Mai 2025).
[37] „Tunisia: authorities torch migrant camp, >10k now homeless“, hic-mena, 25. April 2025, https://www.hic-mena.org/arabic/activitydetails.php?id=qGxsbA== (abgerufen am 2. August 2025).
[38] Inflation Report Third Quarter 2024, Palestine Monetary Authority, https://www.pma.ps/Portals/0/Users/002/02/2/Publications/English/Quarterly%20Reports/Inflation%20Reports/Inflation%20Rep%202024/Inf%20Rep_%202024Q3.pdf?ver=2024-12-24-081026-617×tamp=1735020733450 (abgerufen am 4. August 2025).
[39] Termination of Syria Sanctions, Office of the Spokesperson, U.S. Department of State, 30. Juni 2025, https://www.state.gov/releases/office-of-the-spokesperson/2025/06/termination-of-syria-sanctions, (abgerufen am 5. August 2025)
[40] „Archbishop of Homs lists emigration, sanctions and corruption as major challenges for Syria“, ACN International, 1. Dezember 2023, https://acninternational.org/archbishop-of-homs-lists-emigration-sanctions-and-corruption-as-major-challenges-for-syria/, (abgerufen am 16. Mai 2025).
[41] „Falling oil prices have taken toll on Iraqi economic activity, IMF says“, The National News, 15. Mai 2025, https://www.thenationalnews.com/business/economy/2025/05/15/iraq-imf-oil-prices/, (abgerufen am 15. Mai 2025).
[42] „Iraq: damage to Kurdistan region oil fields puts rights at risk“, Human Rights Watch, 29. Juli 2025, https://www.hrw.org/news/2025/07/29/iraq-damage-to-kurdistan-region-oil-fields-puts-rights-at-risk (abgerufen am 4. August 2025).
[43] MENA ECONOMIC UPDATE, OCTOBER 2024, Growth in the Middle East and North Africa, World Bank, https://documents1.worldbank.org/curated/en/099722110212426928/txt/IDU10abf75bd15b5e146f81849712be99af6ee48.txt, (abgerufen am 15. Mai 2025).
[44] ASIA/LEBANON - General Aoun elected President. Father Zgheib: "positive neutrality" is now the key formula, Agenzia Fides, 10. Januar 2025, https://www.fides.org/en/news/75887, (abgerufen am 26. Februar 2025).
[45] „Explainer: Key facts about Egypt 1st personal status draft law for Christians“, Al Ahram, 17. Dezember 2024, https://english.ahram.org.eg/NewsContent/1/2/537005/Egypt/Society/Explainer-Key-facts-about-Egypt-st-personal-status.aspx, (abgerufen am 18. Mai 2025).